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    Die Kindermafia von Rio: Innenansichten eines Drogenkrieges (2012)

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    Die Kindermafia von Rio: Innenansichten eines Drogenkrieges
    Innenansichten eines Drogenkrieges Sie sind gerade einmal zehn oder elf Jahre alt und schon feste Mitglieder der Mafia-Banden von Rio. Drogen, Prostitution, Raub, Menschenhandel und Mord – den Kindern ist nichts fremd, was zur organisierten Kriminalität gehört. Südamerika- Korrespondent Thomas Aders und seinem Team gelang es, ganz nah an die Kinder heranzukommen. Aders durfte sich unter den Augen der Mafia-Bosse frei in den Elendsvierteln, die sie kontrollieren, bewegen. Einzige Bedingung: Er und sein Team sollten schwarze T-Shirts tragen, als Zeichen ihrer Neutralität. Denn wer in den Favelas die falsche Farbe trägt, wird oft zur Zielscheibe von Auftragskillern. Helio Ezequiel wurde hingerichtet: mehrere Schüsse aus kurzer Distanz. Trauer um ein weiteres Opfer des Drogenkriegs in Rio de Janeiro. Seit Januar das eintausendzweihundertste. “Vor einem Monat hab’ ich meine kleine Tochter beerdigt, und heute ist es mein Bruder”, sagt Edna Ezequiel, seine Schwester. Tränenreicher Abschied von einem Jugendlichen auf dem Friedhof São-Francisco, Reihe 20. Jedes zweite Opfer ist zwischen 15 und 25, und auch die Täter werden immer jünger. Es herrscht Kinderkrieg in Rio, und wir wollen an die Front. Schichtwechsel in Vila Aliança, im äußersten Norden der Traumstadt. Carlos übernimmt den Posten am Rande der Favela. Er ist ein Olheiro, ein Aufpasser. Ungewöhnlich für einen 14-jährigen, aber Carlos ist bereits seit drei Jahren im Geschäft und ein Profi. Sein Walkie-Talkie darf er nicht aus der Hand geben, und die 9-mm-Taurus schon gar nicht. Darauf steht die Mafia-interne Todesstrafe. “Mit der Waffe fühl ich mich cool”, erklärt “Aufpasser” Carlos Pereira. “Wenn ich die bei mir habe, kommt die Polizei nicht so einfach in meine Nähe. Und wenn sie doch kommt, dann werden wir schon sehen, wer am Ende überlebt. Eine feine Schießerei, mit feinen Kugeln.” Mutter Maria hat Medikamente für ihren Jüngsten gekauft. Carlos hat ein schwaches Herz. “Er lebt so ein verflixtes Leben, da hat er keine Zeit, sich vernünftig zu ernähren. Wenn er mal hier ist, nutze ich immer die Gelegenheit, ihn ein wenig zu pflegen, zu füttern und ihm gute Medikamente zu geben”, sagt Maria Pereira, Hausfrau. Bruder Fernando ist Bodyguard des Drogenbosses und wird gerade erst wach, es ist Nachmittag. Bei den Pereiras herrscht ein ständiges Kommen und Gehen, und dass alle zehn Familienmitglieder zur gleichen Zeit da sind, kommt nie vor. Vielleicht auch besser so, bei nur 16 Quadratmeter Wohnfläche. Wie die 51-jährige Maria und ihr Mann die Familie durchbringen, ist uns ein Rätsel. Sie arbeitet nicht, und er verdient 80 Reaís, umgerechnet 35 Euro. Nicht am Tag, sondern im Monat! Da bereitet jeder Gang zum Supermarkt Kopfzerbrechen, und wahrscheinlich stecken Carlos und sein großer Bruder Fernando der Mutter manchmal ein paar Scheine zu. Beide verdienen als Mafiamitglieder in der Woche mehr als der Vater im Monat. Die Vila Aliança gehört zu den ärmsten Gegenden von Rio, und sie ist zu hundert Prozent in den Händen des Terçero Comando, des Dritten Kommandos. Die Kindersoldaten der zweitgrößten Drogenbande Rios bewachen die strategischen Plätze, und sie gehören selbst zu den größten Rauschgiftkonsumenten. Eigentlich sind sie immer zugedröhnt. “Wenn ich älter bin, kann ich mir schon vorstellen, wieder in die Schule zu gehen, und ein normales Leben zu haben”, träumt der 17-jährige Edmar vor sich hin. “Schule wäre schon cool, oder mal ein Job! – Wenn ich bis dahin überlebe. Wie viele von uns sind hier schon abgekratzt, und sie waren noch jünger als wir? Eine Menge, Mann!” Carlos, 14: “Ich will nur Drogen verkaufen, und sonst nichts. Du denkst nicht mal daran, hier raus zu kommen?” – fragen wir Carlos. “Nein! Ich denke an gar nichts!”

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    • ~ 30 min.
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    Genre: Dokumentation
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